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News - Marktberichte
27.05.2013
Rickmers-Anleihe: Schifffahrtskonzern trotzt Branchenkrise und begibt attraktive Anleihe, Geschäftsführer-Interview
aktiencheck.de

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Hamburg (www.aktiencheck.de) - Die Rickmers Gruppe ist eine in der internationalen Schifffahrtsindustrie langjährig etablierte Unternehmensgruppe mit traditionsreichem Namen. Die Gruppe hat ihren Hauptsitz in Hamburg und der Mutterkonzern ist die Rickmers Holding GmbH & Cie. KG, die auch Emittentin der Anleihe ist.

Ab dem 27. Mai 2013 können private und institutionelle Investoren die Rickmers-Anleihe (ISIN DE000A1TNA39/ WKN A1TNA3) zeichnen. Die Unternehmensanleihe bietet Anlegern über eine Laufzeit von fünf Jahren einen Zinssatz von 8,875% p. a. Die Zinszahlung erfolgt jährlich und erstmals am 11.06.2014. Das Emissionsvolumen umfasst bis zu 200 Millionen Euro mit einer anlegerfreundlichen Stückelung von 1.000 Euro.

aktiencheck.de führte das folgende Interview mit Dr. Ignace Van Meenen, stellv. CEO und CFO sowie Prof. Dr. Erdmann, stellv. CFO der Rickmers Gruppe.

aktiencheck.de: Die Schifffahrtsindustrie hat die Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/09 besonders hart zu spüren bekommen. Zeichnet sich Ihrer Ansicht nach nun endlich ein Ende der Krise in der Schifffahrtsbranche ab?

Dr. Van Meenen: Nach Beginn der derzeitigen Krise in der Schifffahrtsindustrie, die unter anderem durch das weltweit große Angebot an Schiffskapazitäten ausgelöst wurde, haben viele Schiffseigentümer die Lieferzeiten ihrer Schiffsneubauaufträge mit den Werften neu verhandelt und die Auslieferungszeitpunkte verschoben. In Folge kommen derzeit immer noch Schiffsneubauten, die in der Vergangenheit bestellt wurden, auf den Markt. Das vorhandene Überangebot an verschiedenen Schiffsklassen erhöht sich weiter. Frühestens wenn die Auslieferungen wie geplant 2014 und 2015 zurückgehen, erwarten wir ein Ende der Krise. Trotzdem gibt es insbesondere für moderne energieeffiziente Schiffe auch in der jetzigen Phase einen Markt.

aktiencheck.de: Trotz der langanhaltenden Krise in der Schifffahrtsindustrie ist es Ihnen gelungen, in den letzten Jahren profitabel zu bleiben. Worauf ist diese enorme Relative Stärke zurückzuführen?

Dr. Van Meenen: Wir sind bisher gut durch die Krise gekommen, weil wir sehr schnell auf neue Markttrends reagieren und über ein breit aufgestelltes Geschäftsmodell verfügen. Die Gruppe ist in insgesamt drei Geschäftsfeldern aktiv: Maritime Assets, Maritime Services und Rickmers-Linie. Dies macht uns unabhängiger von Marktzyklen. Zudem haben wir uns in den vergangenen Jahren frühzeitig neu ausgerichtet und die Strategie an die neuen Gegebenheiten angepasst. Dazu zählt auch die Ausrichtung auf den Kapitalmarkt. Durch dieses vorausschauende Handeln haben wir uns in dem schwierigen Umfeld gut behauptet.

aktiencheck.de: Ihre Finanzkennzahlen sehen auf den ersten Blick sehr überzeugend aus. Sie arbeiten mit einer EBITDA-Marge von 40% in 2012 sehr profitabel und die Buchwerte der Seeschiffe im Verhältnis zu den Verbindlichkeiten liegen deutlich über 1. Wie sind diese Kennziffern im Branchenvergleich zu bewerten und wie schätzen sie deren künftige Entwicklung ein?

Dr. Van Meenen: Wird sind mit diesen Kennzahlen vor dem Hintergrund der schwierigen Marktbedingungen sehr zufrieden. Ein Branchenvergleich ist schwierig: Die meisten Unternehmen in unserer Branche veröffentlichen keine Zahlen – Rickmers ist mir der hohen Transparenz First Mover.

aktiencheck.de: Per 31.12.2012 weisen Sie in der HGB-Bilanz eine Haftkapitalquote von 26% aus. Wie bewerten Sie diese Kennzahl, auch im Hinblick auf den Branchendurchschnitt, und gedenken Sie diese in Zukunft zu steigern?

Prof. Dr. Erdmann: Mit einer Eigenkapitalquote von 26 % haben wir eine stabile Größe erreicht. Die absolute Eigenkapitalbasis soll in Zukunft steigen, relativ gesehen fühlen wir uns mit der aktuellen Größenordnung wohl.

aktiencheck.de: Unternehmen Ihrer Branche sind stark auf Fremd- und Eigenkapital angewiesen. Wie managen Sie diesen Bereich und wie versuchen Sie, die Kapitalrisiken möglichst gering zu halten?

Prof. Dr. Erdmann: Die Schifffahrtsindustrie ist eine kapitalintensive Branche. Und da die traditionell bekannten Wege der Finanzierung, insbesondere über KG-Modelle und langjährige Bankpartner, verschlossen sind, ist der Zugang zu alternativem Kapital ein entscheidender Faktor für die Zukunft eines Schifffahrtsunternehmens. Wir haben daher unsere internen Strukturen im Finanzbereich auf den Kapitalmarkt ausgerichtet und schaffen so eine im Branchenvergleich hohe Transparenz gegenüber Investoren und Kunden. Risiken managen wir durch ein internes Risikomanagementsystem, das den Standards von vergleichbaren Industrie-Konzernen gerecht wird.

aktiencheck.de: Wie sehen Ihre Planzahlen für 2013 und darüber hinaus aus und wo sehen Sie künftig besonders gute Wachstumsperspektiven für Ihre Gruppe?

Dr. Van Meenen: Wir erwarten für 2013 bei einem weiter schwierigen Umfeld eine operativ stabile Ertragslage. Die Rickmers Gruppe rechnet zudem für 2013 mit leicht steigenden Frachtraten in ihren Marktsegmenten. In unserem Segment Maritime Assets erwarten wir Umsatzzuwächse, insbesondere durch die Akquisition weiterer Schiffe, für die wir das Management übernehmen. Die verstärkte Kapitalmarktorientierung der Rickmers Gruppe eröffnet dem Unternehmen zusätzlich die Chance, neue Finanzierungsquellen zu erschließen und so Opportunitäten im Markt zu nutzen. Wir zielen dabei auf ein langfristiges nachhaltiges Wachstum ab.

aktiencheck.de: Ab dem 27. Mai können Anleger die Rickmers-Anleihe (ISIN DE000A1TNA39/ WKN A1TNA3) zeichnen. Warum sollten Anleger in Ihr Unternehmen investieren?

Dr. Van Meenen: Wir haben in den vergangenen zwei Jahren gezeigt, dass wir trotz der schwierigen Marktlage profitabel sein können. Durch unser diversifiziertes Geschäftsmodell sind wir weniger abhängig von zyklischen Schwankungen. Und die gegenwärtigen Ergebnisse spiegeln nicht das Potenzial der Gruppe wider. Wir nehmen die Veränderungen, die mit den neuen Gegebenheiten in der Schifffahrt verbunden sind, an und wollen unsere gute Marktposition als Schiffseigner und Asset Manager, als Dienstleister im Ship Management sowie als Linienreederei für Stückgut, Schwergut und Projektladung aktiv ausbauen. In unseren angestammten Kompetenzfeldern wollen wir also wachsen und unser Leistungsspektrum vermehrt Dritten anbieten. Die Orientierung der Rickmers Gruppe an den Erfordernissen des Kapitalmarktes hinsichtlich Berichterstattung, Transparenz und Struktur der Gruppe sind wesentliche Schritte, um diese Pläne in die Tat umzusetzen. Wir werden weiterhin als ein fest im Markt verankerter Anbieter das Leistungsangebot für unsere Kunden sinnvoll erweitern, unsere hohen Standards weiter optimieren und die Leistungsfähigkeit der Rickmers Gruppe nachhaltig steigern.

aktiencheck.de: Können Sie kurz erläutern, wie die Mittel aus der Anleiheemission verwendet werden sollen und warum ein Kupon von 8,875% für Sie eine attraktive Form der (Re)Finanzierung ist?

Prof. Dr. Erdmann: Wir beabsichtigen, den Nettoemissionserlös zur Refinanzierung von Bankverbindlichkeiten und zur Wachstumsfinanzierung zu verwenden. Das heißt konkret, dass wir das Fälligkeitsprofil unserer Verbindlichkeiten optimieren und gleichzeitig in zukunftsgerichtete Projekte investieren. Der Kupon spiegelt wider, dass wir als Erstemittent zum einen und als Schifffahrtsunternehmen zum anderen eine Prämie bieten müssen. Und da wir zwar über ein national anerkanntes Rating verfügen, aber auch internationale Investoren ansprechen, ist der Kupon marktgerecht.

aktiencheck.de: Von welcher unabhängigen Ratingagentur wurde die Anleihe gerated?

Prof. Dr. Erdmann: Wir haben ein BB-Rating von Creditreform erhalten. Wir können uns dabei gewissen Abschlägen, die derzeit aus der Branchenzugehörigkeit resultieren, nicht entziehen.

aktiencheck.de: Wie sieht es mit der Besicherung des Bonds für die Investoren aus?

Prof. Dr. Erdmann: Die Emittenten ist die Rickmers Holding, die Muttergesellschaft der Gruppe, wobei die Anleihe darüber hinaus nicht in besonderem Maße besichert ist. Aber wir bieten Investoren marktübliche Anleihebedingungen, also beispielsweise eine Negativverpflichtung und ein außerordentliches Kündigungsrecht bei einem Kontrollwechsel.

aktiencheck.de: Eine vollständige Zeichnung unterstellt, rechnen Sie in den kommenden Jahren mit weiterem Kapitalbedarf?

Dr. Van Meenen: Ja. Wir verfolgen eine Wachstumsstrategie. Diese zieht in einem kapitalintensiven Geschäft eine entsprechende Ressourcenausstattung nach sich.

aktiencheck.de: Warum haben Sie sich für diese Form der Kapitalbeschaffung entschieden und ist eventuell auch ein Börsengang der Rickmers Gruppe ein Thema?

Dr. Van Meenen: Wir erschließen uns neue Finanzierungsquellen, weil die traditionellen Wege - Schifffonds und Bankkredite - in der bisherigen Form zum Teil ausgedient haben. Mit der Anleihe gehen wir jetzt den ersten Schritt an den öffentlichen Kapitalmarkt. Ein Börsengang ist zurzeit nicht konkret geplant. Aber über unsere in Singapur börsennotierte Tochtergesellschaft Rickmers Maritme Trust sind wir auch auf der Eigenkapitalseite aktiv, vor kurzem zum Beispiel mit einer Kapitalmaßnahme, die sehr erfolgreich verlief.

aktiencheck.de: Wo sehen Sie die Rickmers Gruppe in fünf Jahren?

Dr. Van Meenen: Wir wollen in allen unseren Geschäftsbereichen der bevorzugte Partner für Investoren und Kunden und ein vertrauenswürdiger verlässlicher Partner des Kapitalmarktes sein.

aktiencheck.de: Vielen Dank für das Interview, Herr Van Meenen und Herr Erdmann. (27.05.2013/ac/n/m)


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